TOTHROWUP: EIN ATMOSPHÄRISCHER BLICK AUF DIE GRAFFITIWELT
Throw-Ups
TOTHROWUP ist der Name eines Kölner Kollektivs, das sich der Dokumentation von Graffiti verschrieben hat – und dessen Name ist Programm: So geht es in ihrer Auseinandersetzung mit dem mittlerweile doch stark ausdifferenzierten Feld des Graffiti ausschließlich um die Dokumentation sogenannter Throw-Ups (und Tags), also um relativ ‚simpel‘ und unprätentiös auftretende Schriftzüge im öffentlichen Raum, die auf reduzierte Farbigkeit und die Kontur als formgebendes Element setzen. Outline. Fill-In. Fertig. Was das Kollektiv an Throw-Ups reizt, sind besonders zwei Aspekte: „Zum einen, […] was Goiles mit einfachen Mitteln umzusetzen. Zum anderen existiert unserer Ansicht nach leider nicht viel, das den Fokus tatsächlich auf Throwies als etwas Eigenständiges setzt. Häufig werden Throw-Ups als Nebensächlichkeiten betrachtet, die man eben noch schnell mit Restdosen irgendwo ‚hinzimmert‘ und die dann von der oder dem Nächsten mit einem ‚richtigen‘ Bild übermalt werden. Wir möchten Throw-Ups insgesamt mehr Wertschätzung beimessen und deren ganz besondere Ästhetik weitervermitteln“, entgegnen TOTHROWUP.
Dokumentarische Einblicke in Print, Foto und Video
Dabei gilt zu betonen, dass sich TOTHROWUP keinesfalls als KünstlerInnen, sondern allenfalls als DokumentaristInnen verstehen. „Wir geben ausschnitthafte, dokumentarische Einblicke in Bereiche des Graffitigeschehens. Mit dem Kunstbegriff können wir nicht so viel anfangen“, beschreiben sie ihre Praxis. „Der Ursprung liegt etwa um die Jahrtausendwende, als wir angefangen haben, unser stark jugendsubkulturell geprägtes Umfeld mittels Camcorder und Fotoapparat zu dokumentieren. Videos auf VHS und DVD waren zu der Zeit noch mega wichtig, da an Plattformen wie YouTube noch längst nicht zu denken war. So besorgten wir uns ein relativ schrottiges Schnittprogramm und brachten nach knapp einem Jahr unseren ersten Videorelease auf DVD raus. Damals ging’s hauptsächlich um Skateboarding, BMX und Motocross. Wir hatten jedoch auch schon kleinere Graffiti-Parts mit in den Videos. Nach einigen Jahren verlagerte sich der Fokus allerdings mehr auf Fotografie und Printmedien. Videoproduktionen spielten erst deutlich später wieder eine Rolle“, erklären TOTHROWUP. Während die Motivation für sie, eigenen Angaben zufolge, anfangs darin lag, das Zeitgeschehen möglichst gut zu dokumentieren – „das hat sonst keiner gemacht und uns erschien das wichtig“ – sind sie heute mehrheitlich daran interessiert, einen alternativen Blick auf die Graffitiszene zu ermöglichen. Als Autodidakten gestartet, haben sie sich dabei alle Skills, die in ihre Projekte miteinfließen, im Laufe der Jahre selbst angeeignet. „Unsere Ausrüstung ist dazu sehr überschaubar und ‚low budget‘. Das ist für uns jedoch auch gerade der Reiz an der Sache: Aus einfachen, reduzierten Dingen etwas Ordentliches heraus zu zaubern.“
Was ihren Wirkungsraum angeht, steht Köln an zentraler Stelle. „Köln ist unsere Basis und zu Stuttgart haben wir einen besonderen Bezug. In unserem Feed finden sich aber auch gerne mal Aufnahmen aus Leipzig, Berlin, dem Rhein-Main-Gebiet oder verschiedenste Regionen im süddeutschen Raum“, entgegnen TOTHROWUP. Köln wirkte auf sie zunächst etwas abstoßend, doch auf den zweiten Blick traten viele interessante Aspekte zutage. „Es lohnt sich, mal genauer hinzuschauen und wenn man die Augen aufmacht, gibt’s ganz schön viel zu entdecken! Die Szene hier ist insgesamt sehr herzlich, connected und du kannst auf jeden Fall spürbar deinen Teil dazu beitragen. Wir betrachten es eher als Vorteil, dass Köln aktuell bei weitem nicht so angesagt und überlaufen ist wie Berlin, Leipzig oder Hamburg. Am Ende findest du immer ein feines Plätzchen und es gibt ständig was zu tun, wenn du denn Laune hast.“ Und für alle KölnerInnen haben TOTHROWUP auch noch einen kleinen Tipp parat: „Was Lieblingsspots angeht, so können wir allen nur ans Herz legen, einfach mal beide Rheinseiten unter die Lupe zu nehmen. Dieser frühmittelalterliche Rheinseiten-Hate ist völliger Quatsch! Die Schäl Sick geht uns genauso gut runter wie die linksrheinischen Stadtteile.“
Eine Zusammenarbeit mit anderen WriterInnen kommt für TOTHROWUP jedoch nur dann infrage, wenn bestimmte Grundvoraussetzungen stimmen: „[Zunächst einmal sollten] die Leute natürlich tierisch Bock auf Throw-Ups und Hits haben und nicht zuletzt spielt die Sympathie eine wesentliche Rolle. Mit prolligen Schattenboxmoves oder Oben-ohne-Liegestütze am Backjump kommst du bei uns jedenfalls nicht weit. Sprich, wir habe keine Laune auf unnütze MackerInnen und sollten die Leute irgendeine Form von leider nicht so seltenen Ansichten in Richtung Sexismus, Homofeindlichkeit oder Rassismus hegen, kommen die uns gewiss nicht vor die Linse“, machen TOTHROWUP ihre Position deutlich.
Atmosphären und Perspektiven
Es ist mittlerweile mehr oder weniger Konsens, dass die Dokumentation im Bereich des Graffiti einen hohen Stellenwert einnimmt – diese Einschätzung teilen auch TOTHROWUP. „Da Graffiti in der Regel eine sehr kurzlebige und vergängliche Angelegenheit ist, würden wir die Dokumentation dessen schon als ziemlich relevant einstufen. Beispiel Trainwriting: Wer erinnert sich noch an die Leute, die vor 10, 20 oder gar 30 Jahren aktiv waren? Zudem befindet sich die Szene ständig im rasanten Wandel. Was hier übrig bleibt, ist oftmals nur noch die Foto- oder auch Videodokumentation und eine Handvoll verwaschener Erinnerungen, die irgendwann zu fahlen Mythen mutieren – oder gänzlich verschwinden. Aber auch bei den Aufnahmen kommt es natürlich darauf an, ob diese in privaten Archiven verschwinden, oder z. B. in einem Buch verewigt werden. Wenn du wissen willst, was früher in Stuttgart geboten war, empfiehlt sich ein Blick in ‚Sprüher im Rudel‘. In Köln scheinen uns Blicke ins Vergangene eher mit ausgewaschener Detektivarbeit verbunden“, merken TOTHROWUP an.
Der Gruppe geht es jedoch gerade nicht darum, das durch die Massenmedien mittlerweile millionenfach reproduzierte Bild von Graffiti fortzuschreiben. Vielmehr fokussiert ihre Praktik auf einen alternativen Zugang und möchte neue, zusätzliche Perspektiven eröffnen. So erklären TOTHROWUP: „Generell möchten wir einen alternativen Blick auf Graffiti ermöglichen und nicht gedankenlos bereits tausendfach Reproduziertes nochmals und nochmals aufkochen.“ Es geht bei ihrer Dokumentation also keinesfalls um das stumpfe Abfilmen oder Fotografieren von Graffiti bzw. Graffiti-Aktionen, vielmehr versuchen sie stets, ihre ganz eigenen Blickwinkel und Perspektiven miteinzubringen.
Im Zentrum ihrer Praktik steht hierbei das Einfangen und Vermitteln von Atmosphären. „Genau betrachtet nimmt in der Realität das Malen an sich oft die geringste Zeit und das Resultat den höchsten Stellenwert ein. In vielen Dokus richtet sich der Fokus dann nicht selten hauptsächlich darauf, was teils einer regelrechten Beweisführung gleichkommt. Daran haben wir überhaupt kein Interesse! Uns geht’s vielmehr darum, ein Gefühl für die Atmosphäre zu vermitteln, den Malvorgang damit in Verbindung zu setzen und dem Drumherum eine genau so wichtige Bedeutung beizumessen. Wir jedenfalls freuen uns jedes Mal enorm, wenn ein Video erscheint, das sich deutlich von der Masse abhebt – was leider viel zu selten vorkommt. Aber vielleicht inspirieren wir mit unserer Arbeit ja auch den einen oder anderen Menschen, mal etwas Neues auszuprobieren“, führen TOTHROWUP fort. Schaut man sich ihre Arbeiten an, wird schnell klar, was sie damit meinen. So zeigen ihre Fotos oftmals nicht die Aktion des Malens selbst, sondern nehmen den Betrachter mit auf eine Reise in eine Welt abseits gängiger Routen und Sehgewohnheiten: auf leere Grundstücke, verlassene Gebäude, entlang von Bahnlinien, in U-Bahn-Schächte und Tunnel. Auf diese Weise liefern sie eine alternative Sicht auf die Stadt und legen diejenige Parallelwelt offen, die von WriterInnen in ihrer alltäglichen Praxis erfahren und gelebt wird (vgl. Abarca, a). Ein Scrollen durch ihren Instagram-Account gleicht einer alternativen Stadtbegehung, die eines der wesentlichen Charakteristika des Graffiti-‚Machens‘ offenlegt: die Erkundung und Neu-Interpretation der Umwelt. Dabei bleibt die Aktion des Malens in ihren Fotos nicht trotz, sondern gerade durch ihre Abwesenheit permanent präsent. Was dem Betrachter geboten wird, ist ein permanentes Changieren zwischen Abwesendem und Anwesendem, Sichtbarem und Unsichtbarem, was eine enorme bildinhärente Spannung und Dichte erzeugt. „Für uns steht die tägliche Suche nach neuen Spots in unmittelbarem Zusammenhang mit der Erkundung der urbanen Umgebung“, merken TOTHROWUP an. „Das bedingt sich gegenseitig, ganz automatisch. Wie viele Stellen wir alleine schon auf dem Weg zu einem anderen Spot entdeckt haben. Und nur, weil irgendwo ein Zaun, eine Türe oder gar ein Verbotsschild auftaucht, bedeutet das nicht, dass es dahinter nicht weiter geht. Es findet sich immer ein Weg. Bislang hat es sich auch jedes Mal ausgezahlt, absichtlich Umwege zu nehmen oder dort abzubiegen, wo man bisher nichts zu suchen hatte. Und offen gesagt wird die Cam deutlich lieber gezückt, wenn noch nicht alles vollgesudelt ist“, so TOTHROWUP in Bezug auf ihre Dokumentationspraxis.
s/w-Kompositionen
Ein Blick auf TOTHROWUPs Arbeiten macht deutlich, dass das Herauskristallisieren alternativer Perspektiven sowie das Vermitteln von Atmosphären für sie stets mit dem Ausloten formalästhetischer Kriterien einhergeht. So kommt beispielsweise dem Spiel von Licht und Schatten sowie dem Einbezug der Nacht als eigenständigem Akteur große Bedeutung zu. „Für uns war die Dunkelheit eigentlich schon immer interessanter – aus ästhetischer Sicht und als Herausforderung. Das lässt sich natürlich technisch, z. B. mit besonders lichtstarken Objektiven, aber auch kreativ lösen“, erläutern TOTHROWUP.
Und sie führen fort: „Da wir technisch gesehen jetzt nicht so todes fit sind, legen wir mehr Wert auf Perspektiven und Bildaufbau. Es gibt bei unseren Videos z. B. ein strenges Verbot für GoPro-Aufnahmen oder Kamera-Abstellungen! Ein ruhiges Händchen mit Sinn für Perspektiven hinter der Cam ist für uns unabdingbar. Außerdem spielen die Schauplätze eine ebenso wichtige Rolle. Ohne das Einbeziehen der Umgebung und der Atmosphäre drumherum würden unsere Videos überhaupt nicht funktionieren“, erklären TOTHROWUP.
Vor dieser Folie ist der Rückgriff auf reine Schwarz-Weiß-Aufnahmen nur konsequent, spiegelt sich darin doch ihre Vorliebe für formalästhetische Reduktion und begrenzte Mittel wider – diesmal auf reproduktionstechnischer Ebene. „Der Gedanke kam tatsächlich von den schwarz-weißen Throw-Ups, die in Köln schon eine längere Tradition haben. Dabei war es für uns die logische Konsequenz, das Ganze auch in Graustufe aufzunehmen. Schwarz-Weiß-Aufnahmen transportieren eine ganz besondere, irgendwie auch unwirkliche Atmosphäre und räumen uns zudem einiges mehr an Möglichkeiten ein, was z. B. das Filmen bei schwierigen Lichtverhältnissen angeht“, bemerken TOTHROWUP.
Im selben Zug spielt aber auch die Musik eine wichtige Rolle. Manchmal übernimmt diese eine stark rhythmisierende Funktion, manchmal dient sie der ironischen Brechung. Dies mag mitunter darauf zurückzuführen zu sein, dass TOTHROWUP musikalisch sehr versiert sind. Sie explizieren: „Da wir selbst einen musikalischen Hintergrund haben, genießen unsere Video-Soundtracks einen besonderen Stellenwert. Filmchen wie ‚Sweet Dreams‘ oder ‚Endless Illusions‘ haben schon relativ früh gezeigt, wie geil eine gepflegte Musikauswahl auf die Gesamtatmosphäre von so nem Flick wirkt – besonders, wenn explizit darauf geschnitten wurde. Die Musikauswahl der beiden Videos war bis dahin eher unkonventionell und viele Tracks daraus finden sich bis heute in zahllosen Playlists wieder.“ In ihrer eigenen Musikauswahl gehen sie dabei vorwiegend intuitiv vor: Sie versuchen einerseits eine große Bandbreite anzubieten, setzen andererseits aber auch auf Überraschungseffekte. „Unsere Auswahl hängt natürlich davon ab, was uns selbst aktuell gut taugt. Wir versuchen das Ganze stets recht divers zu halten und überraschen auch gerne mal mit dem einen oder anderen Stilbruch. Oft modeln wir bestimmte Tracks zu unserem Gusto um, streuen diese nur kurz ein oder unterbrechen an Stellen, wo man erst richtig in Fahrt kommt. Das beschreibt aber auch ganz passend, was unsere Videos am Ende sind: Kleine Einblicke in kurzlebige Ereignisse, mit Anspruch auf Unvollständigkeit und dem Verlangen nach mehr. An anderer Stelle lassen wir uns aber auch mal richtig Zeit, wie z. B. in der 2. Episode unserer Video-Serie. Ein besonderer Dank geht an dieser Stelle raus an PISTOLPOSSE, die uns regelmäßig erstklassige Beats frei zur Verfügung stellen!“
Intermediale Relektüren
Dass Graffiti von Spontaneität lebt, ist auch TOTHROWUP bewusst – mitunter deshalb räumen sie innerhalb ihrer Arbeit auch dem Zufall ausreichend Platz ein. „Tatsächlich steckt insgesamt relativ wenig Planung hinter all dem, was wir machen. Sicher gibt’s bestimmte Vorstellungen oder auch Konzepte, die wir verfolgen, aber da insbesondere im Bereich von Graffiti immer alles anders kommt als geplant, lebt unser Projekt hauptsächlich von Spontaneität. Die besten Drehs und Situationen haben sich immer spontan ergeben. Und selbst bei Episode 06, welche ein Remake des Videoclips ‚Throw Dem Gunz‘ war, haben sich die besten Aufnahmen und Spots erst spontan während des Drehs ergeben“, erzählen TOTHROWUP. Dass Spontaneität und Konzeptdenken jedoch keinesfalls einen Gegensatz darstellen müssen, sondern auch eine fruchtbare Verbindung eingehen können, beweisen TOTHROWUP in ihren Videos auf anschauliche Weise. So ist jedes ihrer Videos in gewissen Sinn einem bestimmten Thema gewidmet. TOTHROWUP explizieren: „Während Episode 01 aus der TTU-SERIES relativ simpel von einem fünftägigem Besuch in Stuttgart handelt, geht’s bei Episode 02 schon richtig konzeptionell zur Sache. Der Titel ‚EMPTY WARREN‘ bezieht sich dabei auf die Textzeile ‚The warren is empty‘ von der Band ‚Fall of Efrafa‘, welche auf den im Jahr 1972 erschienen Roman ‚Unten am Fluss‘ von Richard Adams referiert. Die Geschichte handelt von einer Gruppe Wildkaninchen, welche eines Tages ihren Bau verlassen und auf der Suche nach einem neuen Zuhause gemeinsam lebensgefährliche Abenteuer durchstehen müssen. Unsere Episode beleuchtet dabei quasi den verlassenen Kaninchenbau – so haben wir dafür nur an verlassenen Spots und sogenannten Nicht-Orten gedreht“, erklären TOTHROWUP.
Und die Referenz auf andere Medien, Genres und Gattungen ist innerhalb ihrer Arbeit keine Seltenheit, wie u.a. auch die folgende Ausführung beweist: „In unserem ‚DESTRUCTORS‘-Video als weiteres Beispiel beziehen wir uns auf die gleichnamige Kurzgeschichte von Graham Greene aus dem Jahr 1954, welche im Film ‚Donnie Darko‘ besprochen wird. Der Hauptprotagonist Donnie stellt dabei zur Debatte, ob nicht auch die ‚sinnfreie‘ Zerstörung einer Sache etwas Kreatives sein kann. Und genau das war unser Aufhänger.“ Es geht also um Themen wie Zerstörung, Vandalismus, Zensur und Negation – nicht als Endpunkt begriffen, sondern als Möglichkeit des Weiterschreitens, Überwindens und als Motor für Kreativität. Dies unterstreicht abermals TOTHROWUPs experimentellen Zugang zum Medium Video, durch welchen sie immer wieder neue Dinge ausprobieren. „Auf seine Art ist jedes unserer Videos ein kleines Experiment und allein dadurch lernen wir jedes Mal eine Menge dazu. [Wir] probieren gerne mit verschiedensten Stilmitteln herum und versuchen immer wieder, neue Lösungen zu finden, um bestimmte Ideen irgendwie umsetzen zu können“, erklären TOTHROWUP.
Unfreiwillige Komplizenschaft
Die hier genannten Beispiele führen eindrücklich vor Augen, dass TOTHROWUPs Fotos und Videos den Status reiner Dokumentationen weit überschreiten. Vielmehr pflegen sie einen alternativen, teils experimentellen Zugang zum Phänomen Graffiti und setzen damit einen Kontrapunkt zu den durch die Massenmedien geformten und millionenfach reproduzierten Vorannahmen und Festschreibungen von Graffiti. Das unbefangene Zusammenspiel von Spontaneität und strenger Durchkomponiertheit erzeugt innerhalb ihrer Arbeiten eine enorme visuelle Dichte und sorgt für ein hohes Maß an Bildspannung. Der große Mehrwert ihrer Arbeiten liegt jedoch vor allem darin, eine Praxis zu zeigen, sie spür- und greifbar zu machen, indem sie sie gerade nicht zeigen – zumindest nicht explizit. Schauplätze erscheinen auf beeindruckende Weise singulär, ortsspezifisch, und wirken doch beliebig austauschbar. Anders formuliert könnte man auch sagen: TOTHROWUP nehmen ihre BetrachterInnen mit in eine Parallelwelt fernab gängiger Routen und Sehgewohnheiten und offerieren eine alternative Stadtbegehung. Hierbei folgen sie den Akteuren der Graffitiwelt und lassen die BetrachterInnen zu KomplizInnen einer in der Illegalität verorteten Praxis werden.
Es bleibt abzuwarten, mit welchen Projekten und Aktionen das Kollektiv rund um TOTHROWUP die Graffitiwelt zukünftig überraschen wird. Auf eine Sache sei an dieser Stelle abschließend aber noch hingewiesen: „Aktuell arbeiten wir zwar nicht direkt aktiv an einem neuem Printmedium, aber tatsächlich ist der Gedanke zu einem TOTHROWUP Magazin ziemlich nah an einer Planung dran. Wenn wir das rausbringen, dann aber erstmal nur zum Anpacken. Digital erst irgendwann, wenn’s brutal vergriffen und schon mächtig alt ist… “, lassen TOTHROWUP durchblicken. Man darf also gespannt sein.
instagram.com/tothrowup
tothrowup.tumblr.com
youtube.com/channel/UCMB80LR71CrrXEaYK9z6ncg
Referenzen:
Abarca, Javier (ohne Jahr, a): Exploration Workshops.
www.javierabarca.es/en/workshops/exploration/ (Abfrage: 11.11.2020).
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