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Book review ROGER – NEVER BE LATE published @Hitzerot

, by Katia Hermann

Endlich kommt ein Buch über den Berliner Writer ROGER raus, der seit  den 90er Jahren aktiv ist. Das Writing desselben Namen seit über 25 Jahren scheint zu zwei möglichen Szenarien zu führen, schreibt der Verlag Hitzerot: „Die Writer erreichen eine Art individuellen Höhepunkt in Stil und im Anbringen von Pieces, die sich nun ständig mit kleinen Änderungen wiederholen. Oder das zweite, weitaus seltenere Szenario: Writer, die an ihren sich ständig ändernden Lettering arbeiten und vor der Herausforderung stehen, ihren Namen mit jedem neuen Piece neu, überraschend und lebendig erscheinen zu lassen.“

Und genau das macht der Berliner Writer ROGER, wie es in dem neu erschienenen Buch ROGER-NEVER BE LATE im Verlag Hitzerot zu entdecken gilt.



Aktiv seit den 90er Jahren wird hier eine Auswahl von 55 Pieces und vielen Skizzen von ROGER aus den Jahren 2006 bis 2020 präsentiert.
Die Fotografien der Pieces sind absichtlich nicht chronologisch geordnet und auch ohne Angaben und zeigen somit auf neutrale Weise die unglaubliche Vielfältigkeit seiner Styles in 14 Jahren, die er auf diversen Oberflächen malte. Ob auf Zügen oder Mauern, wie farbige Panels in Wien, Hall of Fame Burner in Berlin, Schwarz-Weiß-Pieces in verlassenen Industriebrachen oder knallige Pieces an der S-Bahn-Line und auf schmutzigen U-Bahnen, ROGER zeigt sich immer wieder innovativ und überraschend.



Die abgebildeten Skizzen seines Namens- und Crew Namen sind ein wichtiger Bestandteil dieses hochwertigen Hardcover-Buches. Hier kann man seine Arbeit an Formideen des Letterings verfolgen, mal muss man das Buch drehen, um die vielen Zeichnungen zu betrachten, die etappenweise zu endgültigen Entwürfen führen. Diese persönlichen Skizzen gewährleisten einen intimen Blick in ROGER’s künstlerische Arbeit.



Immer wieder stilisiert ROGER die Buchstabenformen seines Namens oder seiner Crew Namen, um sie auf leicht verfremdete, reduzierte Formen zu bringen. Ob mit eckigen oder abgerundeten Formen ROGER’s Pieces sind immer ausgewogen. Meist hängen die Buchstaben zusammen, sind verbunden durch Balken oder Schläuche/Schnüre, mal sind die leicht verschachtelt, oder wirken wie aus einem Guss gegossen. Mit Volumen, Ebenen und Räumen baut er in manchen Arbeiten Perspektive ein, sodass die Buchstaben Objekte/Skulpturen im Bild werden. Einige Pieces wirken wie architekturale Gebilde, dessen Buchstaben auf verschieden förmige Blöcke reduziert wurden und dicht aneinander stehen. Manche seine Arbeiten sind minimalistisch, wirken etwas futuristisch und auch irgendwie humorvoll, denn man kann in den Buchstabenformen auch stilisierte Characters sehen. Andere Pieces sind trotz Stilisierung wiederum klassischer in der Form und Schriftdynamik und sind trotz genauen Aufbau schwungvoll auf Mauern oder auf Eisen gemalt. In den letzten Jahren verwendete ROGER ausschließlich die Maltechnik mit Rolle und Farbe und zeigt auch hier sein Talent. Er reizt diverse stilistische Möglichkeiten des Lettering zur Umgestaltung und Verfremdung seiner Namensbuchstaben aus, sie bleiben dennoch relativ leicht entzifferbar und daher dem Autoren – trotz multipler Stilvielfalt- immer zuzuordnen.



Die Publikation ROGER – NEVER BE LATE mit exklusiven Fotografien und Skizzen aus ROGER’s Archiv sowie von fünf Fotografen ist ein gelungener Ausschnitt aus dem Können des Writers, ein Zwischenstand und fotografisches Dokument seiner Arbeit, welches ROGER in Zusammenarbeit mit Hitzerot für uns zusammengestellt hat. Das Buch ist so konzipiert, dass man hin-und her blättern möchte, um die Stilentwicklungen von ROGER besser nachvollziehen zu können. Arbeiten aus den Anfangsjahren, sowie aus den Mitte/ Ende 90er Jahren, wo ROGER in Berlin auch schon stilistisch auffiel und Erneuerung im Style Writing anstrebte sind leider nicht in dieser Publikation zu sehen. Es ist keine Monographie, deckt nicht sein ganzes Schaffen und auch kein endgültiger Stand, sondern eine exklusive Auswahl seines Schaffens zwischen 2006 und heute, die die Vielfalt des Style zeigt. Immer auf der Suche nach Formerneuerung und Originalität im puren Lettering, bleibt ROGER einer der spannendsten Style Writer in der Stadt, der keine Scheu hat immer wieder mit vorherigen Styles zu brechen, sich nicht auf einen einzigen Style festzulegen, und immer wieder neues Überraschendes aus seinen Buchstaben herauszuholen. Und dies ohne die Buchstaben schwer entzifferbar zu machen oder gar völlig auflösen zu wollen, wie es einzelne Writer in Berlin ab den 2000er Jahren unternahmen.



ROGER – NEVER BE LATE, Hitzerot

Katia Hermann
French-German art historian, curator and writer. After her studies of art history and cultural management in Paris, Katia moved to Berlin in 2001. For twenty years, she has worked as a freelance exhibition-maker/curator, cultural manager, writer and translator. After working for documentary film- and exhibition productions, she curated thematic exhibitions of modern & contemporary art and photography for institutions, project spaces and galleries. She always endeavors to promote artists with contemporary relevant topics, new visual languages, and tries to mediate to a wide public. After her research grant for fine arts with the topic Urban Art Berlin (Berliner Senate Department of Culture and Europe) in 2017, she initiated and coordinated the Urban Art Week in Berlin in 2018 and 2019. The photo exhibition BERLIN: WRITING GRAFFITI started 2019 to tour to Brussels with a publication. Beside her curatorial practice, Katia gives art tours and writes about urban art, contemporary art, and in particular about post-graffiti painters for magazines and blogs.

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