„Deus ex Machina“, Rocco und seine Brüder, Urban Art Biennale 2024, Völklinger Hütte
Rocco und seine Brüder gehören zu den umtriebigsten Kollektiven zwischen urbaner Kunst und agitatorischem Aktivismus. In kunstgeschichtlichen Analogien wären sie vielleicht Dondi White meets Klaus Staeck, mit einem Schuss Yes-Men. Religiöse Versatzstücke tauchten im Werk der Berliner Gruppe bereits mehrfach auf. Die Kirchenbank vor dem Geldautomaten, ein Prügelpolizist im Beichtstuhl, eine Graffiti-Variation auf die Erschaffung Adams, oder, 2019 in der Völklinger Hütte, ein U-Bahngraffiti-Kirchenfenster. Dienten sie bisher der allegorischen Dramatisierung anderweitiger Sozialkritik oder Subkulturverherrlichung, so zielt „Deus ex Machina“ auf die Problematik der Religion selbst und ihre – vorsichtig formuliert – Verstricktheit in das, was man als Menschenrechtsanhänger wohl „das Böse“ nennen muss: Kriegswaffen werden gesegnet, Identitäten geschaffen, „heilige“ Länder erobert, Genozide gerechtfertigt und die freie Lebensführung unterdrückt. Das Thema des Bleiglasfensters kehrt auf den Ketten eines Wiesel-Panzers zurück. Wollen wir hoffen, dass die Fragilität des Konstrukts sich in Zukunft auch Menschheitsgeschichtlich bewahrheitet. Andernfalls kann der Gott, der Eisen wachsen ließ, auch weiterhin frohlocken.
Robert Kaltenhäuser
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