Skip to main content

Temporäre Ausstellung Wandelism in Berlin-Wilmersdorf eröffnet nochmals im April

, by Bart Van Kersavond

Wandelism
Phase 1: 17.-31. März 2018
Phase 2: 26.-29. April 2018
Wilhemsaue 32


teilnehmenden Künstler*innen


Das Bewusstsein, dass sich ganz im Sinne von Heraklit alles beständig wandelt, scheint von den Machern und Künstlern in der Ausstellung Wandelism verinnerlicht worden zu sein. Geplant war ein Abriss des Gebäudes Ende März – nun greift der Wandelism um sich und es gibt eine einmalige Auflage des Formats mit neuen Kunstwerken Ende April.

Der Veranstaltungsort ist sinnstiftend. Eine alte Autowerkstatt in Berlin-Wilmersdorf, in der Fahrzeuge ehemals repariert und wieder zum Laufen gebracht wurden. Der Spirit ist noch spürbar, das Element des Funktionalen gestaltet die Kulisse der Ausstellung. Man betritt den Spielort über den Parkplatz durch die Eingangstür in einer Wellblechfassade, die durch die großflächige Gestaltung von Loomit & Akte One einen großen Bogen schlägt, der die Besucher wie durch ein Tor in eine andere Welt zieht. Die dahinterliegenden Räume sind klar strukturiert, werden aber durch die künstlerischen Arbeiten zu einer scheinbar unüberschaubaren Ganzkörper-Raumerfahrung. Als Besucher gerät man in einen Rausch und die gesamte Installation in den Räumlichkeiten lässt den Drang Überhand gewinnen alles entdecken zu wollen. Einen idealen Weg durch die Ausstellung gibt es nicht, man muss sich seinen eigenen Weg suchen, da geht eine Treppe nach oben, dort lässt dich die Dachluke öffnen und ist dahinten noch ein Raum? Der Spieltrieb gewinnt.

Im Rückblick auf das Projekt, das eine unglaubliche Anziehungskraft auf über 28.000 Menschen in 15 Tagen ausgeübt hat, ist es unmöglich alles auf einem Bild festzuhalten. Die Unterschiedlichkeit der Arbeiten ist das Faszinierende. Ebenso der Umgang der Künstler mit dem gesamten Gebäude. Die Werke halten sich nicht an Rahmenbegrenzungen wie in einer Galerie, sie sind nicht unter Zeitdruck produziert, wie auf der Straße und sie sind nicht von Institutionsrichtlinien beschränkt, wie in Museen.

Vergleichbar mit einer Petrischale und ihrem Nährboden, bietet die Ausstellung Wandelism die idealen Bedingungen zum maximal beschleunigten Wachstum – ein eigener Mikrokosmos ist hier entstanden. Nach seinem Höhepunkt wird Asche zu Asche und Staub zu Staub. Die Rückverwandlung nimmt mit Abriss des Gebäudes ihren Lauf. Alle Arbeiten des Projektes werden damit Teil eines Prozesses, der in Kreisläufen wiederkehrt.

Es geht also um Veränderungen, gerade das ist ja eines der reizvollsten Elemente von Street Art /urban Art – sie ist nicht für die Ewigkeit gemacht. Es geht darum an einen flüchtigen Moment teilzuhaben, sich in der physischen Interaktion mit dem Raum und seiner Umwelt auseinander zu setzen.

Aber es geht auch darum etwas zu produzieren, ohne damit einen materiellen Wert zu erwirtschaften. Bestimmend ist ja vielmehr der geistige Wert, die Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Themen, an einem Diskurs teilzunehmen, Stellung zu beziehen, oder die Gedanken in neue Richtungen zu lenken.

Rückblickend stellt sich die Frage, wie wir mit Veränderungen in der Stadt umgehen. Ist das Festhalten an momentanen Zuständen eine Lösung? Die Ausstellung Wandelism zeigt eine Antwort auf dieses Frage – eine Reaktion, eine Verwandlung! Die Entstehung von Projekten wie the Haus und Wandelism zeigen verschiedenartige und vielstimmige Kommentare zu unserer gegenwärtigen Situation, sie sind ein Statement. Sobald sie gehört, gesehen und diskutiert werden, sind sie bereits Teil des Verwandlungsprozesses. Obwohl Interaktionen im öffentlichen Raum häufig als Vandalismus und nicht als Kunst wahrgenommen wird, ist sie gerade deshalb ein so wichtiges Symptom dieses Prozesses. Denn Transformation ist nie schmerzfrei – vielleicht kann man es als Wachstumsschmerz bezeichnen.

Text: Stephanie Fenner







U.a. mit:
ONUR / WENU / FINO / LOOMIT / 1UP / BERLIN KIDZ ÜF / DXTR / DAVE THE  CHIMP / RAWS / BASE 23 / BOA1 / TOBO / BEN ONE / OUPS / TOY CREW / VIDAM / STEREOHEAT / STAN / NASCA UNO / WESR / BOA1 / AKTE ONE / KUZB 136 / ANNE BENGARD / HAGEN SCHÖNFELD / PAULA HARTMANN / OSTAP SELFMADE CREW / YAT / BILL KNOSPI / SENOR SCHNU / CAROLINA AMAYA / JEROME GRAFF / HÜLPMAN / PARISURTEIL / OLLY / KARTOFFELTIERCHEN / KRANK / STAN / MARINA ZUMI / KISH / WANDBRAND / AIRBIOS / DRINK & DRAW / GOMES / CLAIRE CHAULET / 75SCON / PAIN / FARIBA LENZEN / SATO / SKENAR 73 / ZVENZVEN / DEJOE / TAPE FABIFA / SPOARE / CATHERINE LUPIS THOMAS / ROSCO / DUTER / SKALMO / TACK / RON MILLER / CANION.BERLIN / ANDREAS GEBALLER / RENZO BAYER / EMMA RYTOFT / LARA MINERVA / TOMEKK / RIOT1394 / THYM’ART / MR SASA / RISER / ALICE GRUEN / AEROSOLIKZ / COKYONE / C0MPUTERJAN / MABU / EILEEN MARIE TRETTER / JERON

(die Liste der teilnehmenden Künstler*innen wir beständig erweitert)

Bart Van Kersavond
Founder URBANPRESENTS.net

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

siebzehn − elf =